MEDINEBERICHTE - Kieler Nachrichten - 23.05.2009

Dieser Artikel wurde uns mit freundlicher Genehmigung der Kieler Nachrichten zur Verfügung gestellt.

Marine muss neue
Korvetten stilllegen

Schiffe fallen wegen Getriebeschäden für alle Einsätze aus

Berlin - Der Bundeswehr
steht ein neues Debakel
ins Haus. Die Marine
muss auf absehbare Zeit
auf ihre neuen Korvetten
des Typs K130 verzichten.
Alle fünf Neubauten der
als sehr innovativ gel.
tenden Klasse wurden jetzt
stillgelegt. Die aus der
Schweiz stammenden
Getriebe der Schiffe sind
defekt.

Von Frank Behling

Der Befehlshaber der Mari-
ne braucht die fünf Neu-
bauten der ?Braun-
schweig?-Klasse händerin-
gend für die Auslandsein-
sätze vor dem Libanon und
im Anti-Piratenkampf. Die
Korvetten sollten eigentlich
bereits in diesem Jahr die
überstrapazierten Fregat-
ten entlasten. Doch daraus
wird nun nichts. Die zum
Stückpreis von 240 Millio-
nen Euro durch den Bund
bei den Werften TKMS und
Lürssen bestellten Schiffe
liegen still. Die MTU-Moto-
ren wurden bereits für eine

längere Liegezeit konser-
viert. Drei der fünf Schiffe
traf dieses Schicksal sogar
noch vor ihrer Indienststel-
lung. Ursache sind Getrie-
beschäden.
Entdeckt wurde das Pro-
blem bei Testfahrten auf der
bei Blohm + Voss gebauten
Korvette ?Oldenburg?.
Während dieser Fahrten fiel
eine Schraube in die Zahn-
räder und verursachte er-
hebliche Schäden. Bei der
anschließenden Fehlersu-
che stellte sich heraus, dass
die Getriebe der neuen Kor-
vetten eine ganze Reihe von
zum Teil konstruktiven
Mängeln aufweisen. Der
Hersteller MAAG aus Win-
terthur in der Schweiz wur-
de deshalb von Marine und
Arbeitsgemeinschaft K130
aufgefordert, bis zum 12.
Juni ein Konzept zur Män-
gelbeseitigung vorzulegen.
Die ?Oldenburg? und das
Typschiff ?Braunschweig?
wurden bereits in Hamburg
aufgelegt.
Ein Sprecher der ARGE,
die aus dem Werftenver-
bund   ThyssenKrupp Mari-
ne Systems und der Lür-
ssen-Gruppe besteht, bestä-
tigte den Kieler Nachrich-
ten die Mängel und die Ab-
sicht, alle Getriebe auszu-
bauen. Zu Kosten und
Strafzahlungen machten
weder Vertreter der Marine
noch der Werften Angaben.
Die Kosten dürften sich
aber auf mehrere Millionen
Euro belaufen.
Angesichts der langen
Liste der Mängel und der er-
forderlichenPrüf- und Er-
probungszeiten für die
überarbeiteten Getriebe
wird die Marine die Korvet-
ten vermutlich nicht vor
dem Jahr 2011 operativ für
Auslandseinsätze nutzen
können. Die Erprobung der
ersten Korvette kann nach
Informationen der Kieler
Nachrichten nicht vor Ja-
nuar 2010 beginnen. Die
volle Verfügbarkeit aller
fünf Schiffe dürfte frühes-
tens Mitte 2011 bestehen.
Ursprünglich sollten die
?Braunschweig? und ihre
vier Schwesterschiffe laut
Bauvertrag bereits zwi-
schen Mai 2007 und Februar
2009 in Dienst gestellt wer-
den. Kommentar Seite 2