HMS Ark Royal
Zu Besuch in Hamburg 11.03.2004 - 15.03.2004
Startseite Historie Name Techn. Daten Kommandant Einlaufen Einlaufen aus Deckssicht Anlegen Unter Deck
Deckslift Fahrzeuge Deck-Brücke Luftkräfte u.m. Grossformate 12.03. / 13.03. Auslaufen 15.03.
Aktuell 2007 bitte hier klicken
zurück
„Stolz der Navy“

titelte Reporter-Urgestein Günter Stiller am 13. Mai 1989 im Hamburger Abendblatt, nachdem der Flugzeugträger HMS Ark Royal am Tag zuvor als Ehrengast des 800. Hafengeburtstags an der Überseebrücke festgemacht hatte, und traf damit den Nagel auf den Kopf. Fast genau 15 Jahre später gibt die „königliche Arche“, die als dritte Einheit der Flugzeugträger der Invincible-Klasse etwas größer ist als ihre Schwesterschiffe, der Freien und Hansestadt Hamburg mit einer Schiffsbesatzung von insgesamt 685 Personen unter dem Kommando von Captain Adrian Nance, OBE, Royal Navy, wieder die Ehre und beendet damit eine ebenso lange „Flugzeugträger-Durststrecke“ an der Elbe.

Der königliche Anspruch der derzeitigen Trägerin eines der ältesten und vornehmsten Namen in der derzeitigen Flottenliste der Royal Navy erschöpft sich nicht alleine in der Tatsache, dass sie eines von „Her Majesty’s Ships“ ist – als das Schiff am 02. Juni 1981 bei Swan Hunter Shipbuilders in Wallsend-on-Tyne vom Stapel lief, tat sie dieses mit den Glück- und Segenswünschen ihrer Taufpatin, HM Queen Elizabeth, The Queen Mother, die bereits die Taufpatin der vorigen Ark Royal gewesen war. „Queen Mum“, wie sie weltweit liebevoll genannt wurde, war ihrem Patenschiff zeitlebens eng verbunden und nahm regen Anteil an ihrer Karriere, die am 01. November 1985 mit der Indienststellung begann, und dem Schicksal ihrer Besatzungen. Als das Schiff nach mehrjähriger Reservezeit und einer intensiven Werftüberholung Ende 2001 wieder zur Flotte trat, ließ es sich die 101-jährige nicht nehmen, dem Ereignis ihre Ehre zu geben – es war ihr letzter Besuch bei der Royal Navy.
Die Gestalt, in der sich der graue 209,1 Meter lange, 36 Meter breite und 8 Meter tief gehende 22.000-Tonner Hamburg im Jahr 2004 präsentieren wird, unterscheidet sich erheblich von der des Jahres 1989 und spiegelt die geänderte weltpolitische Gesamtlage wider. Konzipiert und genehmigt als so genannte „through deck cruisers“ (Glattdeckskreuzer) war die Hauptaufgabe von HMS Ark Royal und ihren älteren Schwesterschiffen HMS Invincible und HMS Illustrious der Einsatz von schweren U-Bootabwehrhelikoptern vom Typ Sea King gegen die Bedrohung durch die sowjetische U-Bootflotte im Nordatlantik.
Rückblickend erwies es sich als planerischer Glücksfall, dass aus den Glattdeckskreuzern für Helikopter echte, leistungskräftige Mini-Flugzeugträger wurden, die dank ihrer charakteristischen Sprungschanze auf dem Vorschiff auch ausgerüstete Jagdbomber vom Typ Harrier zum Einsatz bringen können. Dieser klobig erscheinende Aufbau mit einer Steigung von 12° verkürzt die Anlaufstrecke der Flugzeuge erheblich, deren Fähigkeit, senkrecht zu landen (und unbeladen auch zu starten), eine umfangreiche Seilbremsanlage unnötig macht. Die hauptsächlich für die vorgeschobene Luftverteidigung gedachte Harrier-Komponente erwies sich bereits 1982 während der Befreiung der Falklandinseln als unschätzbarer Vorteil, da diese vergleichsweise kleinen Flugzeuge das Rückgrat der britischen Luftmacht im Südatlantik bildeten – und nach dem Ende des Kalten Krieges wurde sie zum Schlüssel für die Zukunft der drei Schiffe in der Royal Navy.

Die Hauptrollen von HMS Ark Royal lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Führungsrolle – Einsatz als Flaggschiff von Flottenverbänden und schwimmende Kommandozentrale von gemeinsamen Operationen aller Teilstreitkräfte.
- Luftabwehr und Luftraumüberwachung.
- Power Projection – Einsatz von Flugzeugen gegen alle Arten von Land- und Seezielen.
- U-Bootabwehr – Einsatz schwerer U-Bootabwehrhelikopter.
- Amphibische Operationen – Einsatz als reiner Hubschrauberträger für Landungsoperationen zur Anlandung von eingeschifften Truppen.

Die Anzahl und die Zusammenstellung der mitgeführten Flugzeuge richtet sich dabei jeweils nach den aktuellen Anforderungen an das Schiff und seine Besatzung. Zur Verfügung stehen zwei Typen des Harrier: Zum einen die Sea Harrier FA2 der Royal Navy (vor allem als Jagd- und Aufklärungsflugzeug, mit Einschränkungen auch als Jagdbomber), zum anderen die schwereren Harrier GR7 der Royal Air Force, die und vor allem in der Bodenzielbekämpfung eingesetzt werden. Zur Luftraumüberwachung stehen Sea King Mk7 AsaC (Airborne Surveillance and Control) Helikopter zur Verfügung, dessen leistungsstarkes Radar es HMS Ark Royal ermöglicht, „hinter“ den Horizont zu sehen und so Minuten und Sekunden zu gewinnen, die über Leben und Tod entscheiden können. In der U-Bootabwehr sind die bisher in der Royal Navy üblichen schweren U-Bootabwehr- Helikopter der Typen Sea King Mk5 und Mk6 weitgehend durch den neuen Merlin HM Mk1 ersetzt worden. Für die Anlandung von Truppen aus der Luft verfügt die Royal Navy des weiteren über spezielle Transporthelikopter vom Typ Sea King Mk4. Darüber hinaus ist HMS Ark Royal in der Lage, jeden Helikoptertyp der britischen und verbündeten Streitkräfte aufzunehmen, sogar die riesigen Transporthubschrauber vom Typ Chinook, die als „fliegende Bananen“ besser bekannt sein dürften.
Das Personal der eingeschifften Air Group umfasst zusätzlich zur Schiffsbesatzung bis zu 386 Personen, und umfasst neben den Flugzeugbesatzungen sämtliches für die Wartung und Einsatzleitungen nötige Personal, so dass an Bord von HMS Ark Royal im Prinzip der gleiche Dienstbetrieb wie auf einem Marineluftstützpunkt an Land abläuft – bloß dass der Raum beengter ist. Koordiniert und geleitet wird die Air Group vom Commander (Air), der dem Kommandanten für alle Aspekte des Flugbetriebs verantwortlich ist.
Da die eingeschifften Luftstreitkräfte genügend Schutz gegen Angriffe bieten und Flugzeugträger im Einsatz nie ohne Geleitschiffe operieren, verfügt HMS Ark Royal zur Selbstverteidigung nur über eine Bewaffnung von drei autonomen Nahbereichs-Luftverteidigungssystemen vom Typ Vulcan Phalanx sowie zwei 20mm-Schnellfeuerkanonen. Die ursprünglich installierten Luftabwehrraketen vom Typ Sea Dart wurden zu Gunsten eines größeren Flugdecks und des Raumgewinns unter Deck inzwischen demontiert.
Die Entscheidung der Royal Navy, nach dem Ende des Kalten Krieges ihre Flugzeugträgerkomponente konsequent der geänderten Bedrohungslage anzupassen, hat sich im Rückblick als richtig erwiesen. Bereits zu Anfang der 1990er Jahre wechselten sich die zwei jeweils im Dienst befindlichen britischen Träger mit der Aufgabe ab, die UN-Truppen im ehemaligen Jugoslawien von der Adria aus zu unterstützen. Trotz der Nähe der italienischen Luftwaffenstützpunkte war der Trägereinsatz ein großer Gewinn, da diese als bewegliche Luftbasen in der Lage waren, Schlechtwetterzonen auszuweichen, z.B. dichten Nebelbänken usw., die an Land den Flugbetrieb zum erliegen brachten. Ihre große Flexibilität brachte den britischen Flugzeugträgern damals bei den Italienern den liebevollen Spitznamen The Martini Carriers ein – in Anlehnung an den Werbeslogan der Firma Martini: Anytime – Anywhere – Anyhow. In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre wurden die Flugzeugträger regelmäßig im Rahmen von großen Flottenentsendungen in alle vier Winkel der Welt entsandt, zum einen um die Fähigkeit der Royal Navy zu unabhängigen Operationen zu testen und zu demonstrieren, aber auch zum „Zeigen der Flagge“ im Rahmen von Besuchen in Übersee.
Im Frühjahr 2003 war HMS Ark Royal das Flaggschiff der maritimen Komponente der britischen Streitkräfte im Golfkrieg gegen den Irak, und erlangte zu Anfang der Kampfhandlungen weltweit traurige Berühmtheit, als am 22. März mit Lieutenant Philip Green, RN, Lieutenant Tony King, RN, Lieutenant Marc Lawrence, RN, Lieutenant Philip West, RN, Lieutenant James Williams, RN, und Lieutenant Andrew Wilson, RN, sechs Mitglieder ihrer Air Group, die zudem alle zur 849 Squadron gehörten, durch die Kollision zweier Sea King Mk7 Helikopter ihr Leben verloren.
Auch in Zukunft wird die Royal Navy über eigene Flugzeugträger verfügen, die gemeinsam mit den amphibischen Streitkräften Ecksteine der maritimen Verteidigungsstrategie Großbritanniens im 21. Jahrhundert bilden sollen. Die beiden Ersatzbauten sollen ab 2015 zur Flotte treten und werden mit ca. 55.000 Tonnen mehr als doppelt so groß sein, wie die derzeitigen Flugzeugträger und gleichzeitig die größten Schiffe sein, die jemals für die Royal Navy gebaut wurden. Auch die Namen sind schon ausgewählt: Ende 2003 gab HM Queen Elizabeth II ihre Zustimmung zu HMS Queen Elizabeth und HMS Prince of Wales – Auf eine sechste ARK ROYAL wird also zu warten sein.

nach oben